Festakt „200 Jahre Kreise Soest und Lippstadt“ im Foyer des Kreishauses
Mit einem Festakt im Foyer des Kreishauses hat der Soester Kreistag am Donnerstag, 6. Juli 2017, das Jubiläum „200 Jahre Kreise Soest und Lippstadt“ begangen. Vor 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern rief Landrätin Eva Irrgang zu Einigkeit in der kommunalen Familie auf. „Städte, Gemeinden und der Kreis sitzen in einem Boot. Wer sich in einem Boot nicht einig ist, setzt sich der Gefahr aus zu kentern. Das wollen wir alle nicht“, betonte die Verwaltungschefin.
In einem kurzen geschichtlichen Abriss stellte Frau Irrgang fest, dass die Kreise als Bindeglied zwischen kommunaler und staatlicher Verwaltung in den vergangenen zwei Jahrhunderten die ihnen übertragene gesellschaftliche Aufgabe erfüllt hätten. Und das trotz der vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche, trotz der geschichtlichen Katastrophen. Den jeweiligen Erfordernissen seien Aufgaben und Strukturen der Kreise immer wieder angepasst worden.
Die Landrätin forderte, die kommunale Ebene von Sozialausgaben zu entlasten, da es sich um eine gesamtgesellschaftliche staatliche Aufgabe handele, die daher auch vom Bund finanziert werden müsse. Sie appellierte an die anwesenden Bürgermeister, den Weg der interkommunalen Zusammenarbeit weiter zu beschreiten. Den gemeinsamen Archivbau von Kreis und Stadt Soest, den gemeinsamen Förderantrag aller Kommunen in Sachen Breitbandausbau und den Atemschutzverbund der Feuerwehren kennzeichnete sie als Vorzeigebeispiele. „Der Phantasie für gemeinsame wegweisende Projekte sind keine Grenzen gesetzt“, betonte Frau Irrgang in diesem Zusammenhang.
Die Verwaltungschefin verwies auf die Herausforderungen, die durch die Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft zukommen werden. Deshalb sei es gut, dass auch die nach Südwestfalen vergebene Regionale 2025 Projekte mit dem Schlüsselthema Digitalisierung entwickeln wolle. Sie lud alle Städte und Gemeinden ein, sich an dem geplanten Digitalen Zentrum zu beteiligen, das den Mittelstand auf den Weg in die digitale Zukunft unterstützen soll. „Die Türen stehen weit offen, immer“, betonte die Landrätin.
Mit szenischen Lesungen aus Akten des Kreisarchivs Soest, unterhaltsam gestaltet von Klaus Bunte von der Soester Theaterarbeitsgemeinschaft STAGE und eingeleitet von Kreisarchivarin Beatrix Pusch, warf der zentrale Programmpunkt des Festakts einen ganz besonderen Blick darauf, wie sich die Art und Weise des Verwaltungshandelns in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten gewandelt hat. Eine „Instruction“ des preußischen Staatskanzlers von Hardenberg aus dem April 1815 „wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial-Behörden“ war ebenso „Lesestoff“ wie ein bemerkenswerter Brief, mit dem sich der nach Brackwede versetzte und nach eigenem Bekunden „unglückliche“ Amtmann Zittlow bemühte, wieder Kreissekretär in Lippstadt zu werden. 1905 wollten die Einwohner von Körbecke mit einer Petition Einfluss auf die Wegführung der Möhnestraße nehmen, auch „um die Nachteile der Talsperre für Körbecke einigermaßen“ auszugleichen.
Der Text eines Ausweises mit Vollmachten für den auf dem Landratsamt in Soest beschäftigten Kreisleiter der NSDAP wirft ein bezeichnendes Licht auf die geschichtlichen Ereignisse des Jahres 1933. Beispielhaft für die Mangelwirtschaft der Nachkriegsjahre wurde ein Schreiben des Oberkreisdirektors des Kreises Lippstadt wegen Erteilung eines Bezugsscheines, um Glühbirnen für die Schulen besorgen zu können, in den Fokus gerückt.
„Der neue Kreis Soest kann nach allen Kriterien der Kreisreform als eine für ländliche Zonen fast ideale Konzeption bezeichnet“, hieß es 1973 im Entwurf für das Münster/Hamm-Gesetz, der die kommunale Neugliederung und damit die Bildung des neuen Kreises Soest im Jahr 1975 einleitete. Diese Feststellung bildete den Abschluss der szenischen Lesungen, die von musikalischen Zwischenspielen des Fagottduos Jana Schultza und Mira Kleineheilmann von der Conrad-Hansen-Musikschule Lippstadt umrahmt wurden.
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