Kultur und Schule ein gefragtes Doppel

Projekt „Mosaikwelten“
Bunt auftragen durften die Schülerinnen Lavinia, Nele und Amélie der Lioba-Schule Warstein im Projekt „Mosaikwelten“ unter künstlerischer Begleitung von Julija Ogrodowski. Foto: Ogrodowski

100.650 Euro für kreative Projekte im Kreis Soest

Kultur und Schule sind im Kreis Soest ein gefragtes Doppel. 33 künstlerisch-kulturelle Projekte aus kreisweit zehn Kommunen sind mit dem neuen Schuljahr 2017/18 an den Start gegangen. Dafür hat das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Landesprogramm Kultur und Schule ein Gesamtvolumen von 80.520 Euro zur Verfügung gestellt. Die jeweiligen Schulträger tragen einen Eigenanteil von insgesamt 20.130 Euro. Das teilt die Kulturstelle im Schulamt des Kreises Soest mit.
„Bühne frei für Andersen-Märchen“, „Just Move“ und „Von der Kunst, die Balance zu halten“ sind drei von 33 Titeln, die Schülerinnen und Schüler aller Schulformen im Kreis Soest zur Teilnahme an den außerunterrichtlich stattfindenden Angeboten motiviert haben. Unter professioneller künstlerischer Anleitung wollen sie während des gesamten Schuljahres einmal wöchentlich tanzen, ihre Gesichter als Relief in Schieferstein arbeiten oder ihre Spuren ähnlich einem „Walk of Fame“ in Betonplatten hinterlassen.

Bei den Projekten geht es um weit mehr als nur die Förderung kreativer und motorischer Fähigkeiten. Frank Rossa, Musikalischer Leiter des Stadttheaters Beckum erarbeitet seit vielen Jahren Musicaldarstellungen mit Jugendlichen. In diesem Schuljahr kooperiert er im Kreis Soest mit der Graf-Bernhard-Realschule Lipperode und der Lippetalschule. Er weiß: „Künstlerisches Lernen hat eine besondere Bedeutung für die individuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und ist ein wichtiger Baustein im Lerngefüge. Es ist eine alternative Möglichkeit zu differenzierter Wahrnehmung und bietet auch lernschwächeren Schülern die Möglichkeit, abseits von Leistungsdruck und Qualitätskontrolle Erfolgserlebnisse zu erzielen.“

Peter Tschauder aus Arnsberg führt zwölf Kinder der Bernhardusschule Niederense an das afrikanische Trommeln heran. Hierbei erfährt er immer wieder, dass beim Ausprobieren rhythmischer Ideen Hemmungen, Stress und Leistungsdruck abgebaut werden.

Besondere Angebote im Bereich Tanz-Theater-Schauspiel bieten jungen Menschen einen offenen Raum, um sich mit sich selbst und ihrer Umwelt kritisch auseinander zu setzen. Themen wie „Vorurteile“, „Anders sein“, „Kinderrechte“ oder „Pubertät“ werden in altersgerechten Gruppen fokussiert und spielerisch erarbeitet. Hierzu Theaterpädagogin Judith Kiehl: „Auf der Bühne gelingt es, anfängliche Verunsicherung zu überwinden, den Gemeinschaftssinn zu bestärken sowie gegenseitige Offenheit, Verstehen und Freundschaft zu befördern.“

Auch die Bildende Kunst bietet vielfältige Möglichkeiten der Sensibilisierung für Miteinander und Toleranz. So steht bei einer Projektgruppe der Drost-Rose-Realschule Lippstadt der Mensch im Mittelpunkt. Mit verschiedensten zum Teil auch weniger bekannten Kunstformen wie Kaltnadelradiertechnik oder fotografische Verfremdungstechniken lässt sie die Künstlerin Susanne Oppel aus ihrem breiten Repertoire schöpfen.

Film-Designer Holger Künemund ist Spezialist für Foto- und Videoproduktionen. Unter seiner fachlichen Anleitung erarbeitet eine Schülergruppe des Lippe-Berufskollegs Video-Beiträge zur Wahrnehmung des Schulalltags aus ihrer Schülersicht. Lernziele sind neben Bildgestaltung und Interviewtechniken auch Grundlagen der filmsprachlichen Grammatik und der Schnitt-Technik.

Alle Projekte waren zuvor durch eine fünfköpfige Jury, darunter Vertreter aus Schulaufsicht, kultureller Jugendbildung und freischaffende Künstler, ausgewählt worden. Hierbei lag das Augenmerk besonders auf integrative und inklusive Angebote.

Die Projektidee von Katinka Winz, Atelier T8, trifft da genau ins Schwarze. Sie nutzt die räumliche Nähe der Astrid-Lindgren-Grundschule Bad Westernkotten und der Lindenschule (Förderschule für Sprache des Kreises Soest), um in einem Gemeinschaftsprojekt den Inklusionsgedanken praktisch umzusetzen: „Hauptsächlich geht es darum, dass Kinder lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, den langsameren Kindern Raum und Zeit zu geben. Durch intensive Gruppenarbeit sollen Sprachbarrieren aufgebrochen und gegenseitiges Verständnis heraufbeschworen werden.“ Die Kinder der Integrativen Offenen Ganztagsschule sollen sich gemeinsam mit den Lindenschülern als „Stamm“ sehen. Als Endprodukt werden meterhohe Totempfähle entstehen. Das Motto: „Kunst kann jeder – man muss sie nur mit dem Herzen machen.“

Folgende Schulen im Kreisgebiet nehmen erstmals am Landesprogramm teil: Astrid-Lindgren-Schule Bad Westernkotten mit Katinka Winz, Alfred-Delp-Grundschule Geseke mit Leni Lordelo Gehlen (Malerei und Skulpturen), Aldegrever-Gymnasium Soest mit Kord Winter (Objekte für den Schulraum), Johannesschule Allagen mit Tatjana Ernst (Gestaltung eines bunten Eingangsbereiches), St. Josef-Schule Westönnen mit Monika Buggisch-Leu (Modellieren mit Ton). Als neue künstlerische Partner beteiligen sich Nicole Becker, Ense (Bildende Kunst), Manfred Claes-Schaefers, Paderborn (Bildende Kunst), Birgitt Reetz (Gesang), Katja Schildheuer (Foto und Illustration) und Benjamin Hasseler (Tanz), alle Soest.

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