Lippstadt. Seit zehn Jahren können sich Lippstädter Bürgerinnen und Bürger
persönlich, telefonisch, per Mail und mittlerweile auch per App oder Internet
mit ihren Anregungen und Anliegen und ihrer Kritik an eine zentrale Stelle bei
der Stadtverwaltung wenden. Anfang Juli 2009 ging das Team der Ideen- und
Beschwerdestelle an den Start und hat seitdem mehr als 8.000 Meldungen
aufgenommen, an die zuständigen Stellen weitergeleitet und nach entsprechender
Rückkoppelung beantwortet.
Ist eine so hohe Zahl an Hinweisen aus der
Bevölkerung aber tatsächlich ein guter Grund für ein Jubiläum? „Ja“, ist sich
Bürgermeister Christof Sommer sicher. „Wir freuen uns über dieses große
Feedback, das uns die Möglichkeit gibt, Abläufe zu optimieren, neue Impulse zu
erhalten und direkt mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu
kommen.“
Dabei ist die Auswahl der Themen groß. Pflasterschäden und defekte
Ampelanlagen werden ebenso gemeldet wie illegale Müllentsorgung oder
Lärmbelästigungen, es gibt Ideen für besondere Baumpflanzungen, die
Ausgestaltung von Spielplätzen oder Parkanlagen oder Vorschläge für
Veranstaltungen, Konzerte und touristische Angebote. Die eingehenden Meldungen
werden über ein spezielles elektronisches Programm intern an die verschiedenen
Fachdienste oder – sofern die Anliegen nicht in den Zuständigkeitsbereich der
Stadtverwaltung fallen – an die städtischen Tochtergesellschaften, an
übergeordnete Behörden und andere Ansprechpartner wie z. B. Schulen,
Gewerbetreibende, die Polizei, Straßen NRW oder die Deutsche Bahn
weitergeleitet. Sobald Stellungnahmen zu den unterschiedlichen Fragestellungen
eingehen, werden die Ideengeber und Beschwerdeführer umgehend informiert. Ziel
ist es immer, im Rahmen rechtlicher, finanzieller und tatsächlicher
Möglichkeiten, konstruktive und einvernehmliche Lösungen zu finden. Sollte dies
nicht möglich sein, ist es das Bestreben der Mitarbeiterinnen, die jeweiligen
Gründe umfassend zu erläutern.
„Es ist nicht möglich, alle Wünsche
umzusetzen. Es muss immer um eine faire Interessenabwägung gehen. Ganz wichtig
ist aber, dass die Bürgerinnen und Bürgerinnen erfahren, warum Ideen nicht
umgesetzt werden, warum es vielleicht länger dauert als erhofft, oder warum eine
alternative Lösung gewählt wird“, macht Bürgermeister Sommer deutlich. „Es geht
um ganz direkte Bürgerbeteiligung, um die Chance, ins Gespräch zu kommen,
durchaus auch kontrovers zu diskutieren und Sachverhalte kundenorientiert zu
erläutern.“
So werden viele Fragen auch direkt beantwortet und Hinweise auf
akute Missstände „auf dem kleinen Dienstweg“ weitergeleitet ohne im
Beschwerdemanagementsystem aufgenommen zu werden. So viel Bürgernähe wie möglich
und nur so viel Bürokratie wie unbedingt nötig lautet die Devise, die auch dazu
dient, die zahlreichen Fragen, Wünsche und Beschwerden zeitnah bearbeiten zu
können.
Immerhin mehr als ein Drittel der Meldungen der vergangenen zehn
Jahren konnte so innerhalb von drei Tagen beantwortet werden, fast 90 Prozent
wurden innerhalb von vier Wochen erledigt. Eine Quote, mit der Bürgermeister
Sommer durchaus zufrieden ist. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen wissen, dass
wir ihre Anliegen ernst nehmen und uns zeitnah darum kümmern“, so der
Verwaltungschef. Dass das gelingt, zeigen ihm auch die dauerhaften Anfragen.
„Wenn die Ideengeber und Beschwerdeführer das Gefühl hätten, mit ihren Meldungen
ins Leere zu laufen, würden sie diesen Weg der Kommunikation nicht mehr
wählen.“
Tatsächlich gibt es aber zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die die
Ideen- und Beschwerdestelle gerne häufiger für den Zweck nutzen, für den sie
gedacht ist: als direkter und unkomplizierter Draht zur
Stadtverwaltung.
Übrigens sind in den vergangenen Jahren durchaus auch
ungewöhnliche Bitten vorgetragen worden. So z. B. das Anliegen, die
Mitarbeiterinnen der Ideen- und Beschwerdestelle mögen doch – auch unter
Inanspruchnahme der „Amtshilfe“ des Kreises Soest – den Kalender einer in
Lippstadt nicht mehr ansässigen Drogerie organisieren. Dieser Wunsch konnte
ebenso wenig erfüllt werden wie die Bitte, dass bei Dienstfahrten zu Seminaren
und Besprechungen in Münster eine Mitfahrgelegenheit für private Besuche
ermöglicht wird.
Solche eher skurril anmutenden Meldungen stellen allerdings
eine Ausnahme dar, ganz anders als lobende Rückmeldungen, die durchaus häufig
eintreffen und ein gutes Zeichen dafür sind, dass sich das System der zentralen
Ideen- und Beschwerdestelle bewährt hat.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar