200 Jahre Kreisgeschichte in Lippstadt und Soest – Teil 5

Repro für 200 Jahre Kreise
Sondersitzung des Kreisausschusses des Kreises Lippstadt 1968. Landrat Schröder (stehend) begrüßt die „Fliegende Kommission“, die im Auftrage des Landes Nordrhein-Westfalen die Neuordnung vorbereiten sollte. Foto: Kreisarchiv Soest/ Walter Nies

„Eine fast ideale Konzeption“
Serie „200 Jahre Kreisgeschichte in Lippstadt und Soest“ – Teil 5: Die Gründung des neuen Kreises Soest

1817 entstanden die Altkreise Soest und Lippstadt, die bei der kommunalen Gebietsreform 1975 zum „neuen“ Kreis Soest zusammengelegt wurden. Das Kreisarchiv Soest hat aus seinem umfangreichen Bestand Wissens- und Bemerkenswertes aus den mittlerweile zwei Jahrhunderten Kreisgeschichte zusammengestellt. Daraus ist eine sechsteilige Serie entstanden. Die fünfte Folge beschäftigt sich mit dem Weg zur Neugliederung und der Gründung des neuen Kreises.
Ein jährlicher Etat von 19.460 DM, wovon 6.100 DM in die Förderung der Land- und Forstwirtschaft flossen und 1.300 DM für das Schulwesen übrig blieben – so sah 1969 der Haushaltsplan der selbstständigen Gemeinde Paradiese mit ihren 40 Einwohnern aus.
Das konnte so nicht weitergehen, denn nach dem Willen der Landesregierung sollte es nun überall in Stadt und Land vergleichbare Lebensbedingungen geben. Damit einher musste eine „Maßstabsvergrößerung“ gehen.

Besonders im Altkreis Soest gab es ein großes Gefälle zwischen den beiden Städten Soest und Werl sowie den zahlreichen ländlichen Klein- und Kleinstgemeinden. So forcierten Verwaltung und Kreistag die Kommunalreform ihres Gebietes und am 1. Juli 1969 entstanden durch das „Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Soest und von Teilen des Landkreises Beckum“ aus 104 kreisangehörigen Städten und Gemeinden acht neue Großgemeinden. Erstmals erweiterte der Altkreis Soest seine Grenzen nördlich über die Lippe.

Im Zuge der großen Neugliederungsgesetze wurde dann auch die Neugliederung der Gemeinden des Kreises Lippstadt mit dem „Münster/Hamm-Gesetz“ zum 1. Januar 1975 durchgeführt. Mit diesem Gesetz entstand auch der neue Kreis Soest mit seinen nunmehr 14 Städten und Gemeinden. „Eine für ländliche Zonen fast ideale Konzeption“ – so bezeichnete die Landesregierung den neu gebildeten Kreis Soest. Auch Warstein, früher Kreis Arnsberg, gehörte nun zum Kreis Soest. Die beiden bisherigen Kreise Soest und Lippstadt wurden nach 158 Jahren aufgelöst.

Doch welche Stadt sollte Kreissitz werden? Lippstadt als größte Stadt im Kreis und mit einem neu gebauten Kreishaus, aber nicht zentral im neuen Kreis gelegen? Soest als historisch bedeutsame Stadt, in der schon viele weitere Behörden beheimatet waren? Einvernehmen zwischen Soest und Lippstadt konnte erwartungsgemäß nicht erzielt werden. So entschied die Landesregierung, die Interessen der gesamten Bevölkerung des neuen Kreises abwägend: Soest wurde Kreisstadt.

Die Zeit nach der kommunalen Neugliederung war vom Zusammenwachsen beider Verwaltungen und anzupassenden Verwaltungsstrukturen geprägt. Äußeres Bild dafür war in den Jahren 1982 bis 1986 die Erweiterung des Kreishauses. Eine Fülle neuer Aufgaben musste im neuen Großkreis bewältigt werden. Nun konnte verstärkt in die Infrastruktur investiert werden, um damit die Lebensverhältnisse der Bürger aufstrebend und zukunftsträchtig zu gestalten. 1979 wurde der Neubau der Lippeschule in Lippstadt in Betrieb genommen, 1981 die Bördeschule in Soest eingeweiht. Ab etwa 1980 begann der Bau von Hochwasserrückhaltebecken, flankiert von wasserwirtschaftlichen Maßnahmen. Die neuen Abfalldeponien in Werl und Erwitte ersetzten etwa 120 einzelne Müllkippen. 1992 wurde die Entsorgungswirtschaft Soest GmbH (ESG) gegründet. Verkehrsverbünde entstanden. Allmählich wurde auch der Natur- und Landschaftsschutz ein Thema.

Aber auch die Arbeit in der Verwaltung veränderte sich. Nach der Zusammenlegung der beiden Kreise zogen neue Arbeitsmethoden ein, so ab Beginn der 1980er-Jahre die Arbeit mit „Datenverarbeitungsanlagen“. 2001 wurde der Kreis Soest als einzige öffentliche Verwaltung bundesweit im Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9001 zertifiziert. 2008 entstand die WfG Wirtschaftsförderung Kreis Soest GmbH. Die Auflösung der Versorgungsämter führte dazu, dass der Kreis seit 2008 auch für die Bearbeitung der Schwerbehindertenangelegenheiten und des Elterngeldes zuständig ist. 2010 wurde das Rettungszentrum am Boleweg gebaut.

Nach dem Gesetz zur Änderung der Kommunalverfassung und der Abschaffung der Doppelspitze vereidigte der Kreistag 1998 den bisherigen ehrenamtlichen Landrat Wilhelm Riebniger zum ersten hauptamtlichen Landrat des Kreises Soest. Der Kreis Soest machte dabei von einer Option Gebrauch, diese Wahl vorzuziehen. Seit 2007 amtiert mit Eva Irrgang die erste Frau als Verwaltungschefin an der Spitze des Kreises.

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