Städtische Koordinierungsstelle bringt Ehrenamtliche und Hilfesuchende zusammen
Die Hilfsbereitschaft und das Bedürfnis, sich zu engagieren, ist in Lippstadt groß. Das hat Sylvia Helmig sehr schnell gemerkt. Seit Anfang Februar verstärkt die Diplom-Sozialarbeiterin das Team im Büro für bürgerschaftliches Engagement. Nach den ersten Wochen in der neuen Aufgabe, den ersten Treffen mit Vereinen und Verbänden und verschiedenen Ideen für neue Projekte kam Corona. Und mit Corona veränderte sich auch Sylvia Helmigs Arbeitsschwerpunkt.
Wenige Tage, nachdem die Landesregierung die ersten Einschränkungen für das öffentliche Leben erlassen hatte und insbesondere ältere Menschen und weitere Risikogruppen aufgerufen waren, sich durch möglichst wenig Kontakte selbst zu schützen, hatte die Stadt Lippstadt innerhalb des Büros für bürgerschaftliches Engagement eine Koordinierungsstelle eingerichtet, um hilfesuchende Menschen und Helfende zusammenzubringen. Mit Anita Polder, Elisa Stellmacher und Sylvia Helmig sind dort drei Mitarbeiterinnen im Wechsel erreichbar.
„Die Resonanz auf Seiten der freiwilligen Helfer war sofort sehr groß“, berichtet Helmig. Mittlerweile hat sie 72 Menschen in ihrer Datei erfasst, die für Einkaufsdienste, kleinere Botengänge zur Apotheke oder Ähnliches zur Verfügung stehen. Unter ihnen Schüler, Studenten oder auch Personen, die sich derzeit in Kurzarbeit befinden. Zurückgreifen kann das Team der Koordinierungsstelle außerdem auf einen großen Pool von Helfern aus Vereinen, Verbänden oder anderen Organisationen, die ihre Unterstützung angeboten haben. „Da sind Sportvereine, Schützenvereine, Parteien und Kirchen dabei, die wir bei Bedarf ansprechen können“, freut sich die Koordinatorin. Auch die Personen aus Lippstadt, die sich für die Nachbarschaftshilfe an den Kreis Soest gewandt haben, werden an die Koordinierungsstelle in Lippstadt übermittelt.
Die Vermittlung von Hilfesuchenden und Helfern läuft komplett kontaktlos über die Koordinierungsstelle bei der Stadt. Dabei wird zum Beispiel auch darauf geachtet, dass ein Helfer nicht zu weit von seinem „Einsatzort“ entfernt wohnt. Bei der Umsetzung des Einkaufsdienstes, der aktuell von zwölf Personen in Anspruch genommen wird, zeigt sich viel Kreativität, wie Sylvia Helmig erzählt: „Zu den Einkaufszetteln gibt es zum Teil Fotos der Produkte oder leere Tüten, damit der Einkäufer nicht lange vorm Regal stehen und suchen muss.“ Und auch bei der Bezahlung der Einkäufe schöpft der ein oder andere die Möglichkeiten der modernen Kommunikation aus. Der Preis des Einkaufs wird bereits aus dem Supermarkt per WhatsApp übermittelt, sodass das Geld schon passend im Umschlag parat liegt, wenn der Einkauf an die Wohnung geliefert wird. Aus sicherem Abstand bleibt dann oft auch noch Zeit für ein Pläuschchen. „Es ist schön zu sehen, wie sich die Hilfe nach der Vermittlung durch uns im direkten Miteinander der Menschen verselbstständigt“, sagt Koordinatorin Sylvia Helmig.
Sie reagiert auch auf Anrufe von „Kindern“, die sich Sorgen um ihre alten Eltern machen und diese motivieren möchten, Hilfe vor Ort in Anspruch zu nehmen. „Ich nehme Kontakt zu den Eltern auf, erläutere ihnen das Angebot und biete uns als Ansprechpartner an“, so Helmig, die auch gern auf die zahlreichen anderen Hilfsangebote aufmerksam macht, die es aktuell gibt. Denn: „Vieles geht gerade nicht in der gewohnten Form, aber die Kreativität bei den Ehrenamtlichen ist groß, andere Projekte oder Herangehensweisen zu entwickeln, mit denen auch in Corona-Zeiten etwas bewirkt werden kann.“
So gibt es telefonische „Plauderzeiten“ beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder die Vereine „Mit uns durchs Leben“ und „KIA“, die Lebensmittel und auch fertig zubereitete Speisen über einen Fahrdienst verteilen. Auch der Besuchs- und Begleitdienst für ältere Menschen – ein 1:1-Angebot – läuft unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Verhaltensregeln weiter, sofern kein erhöhtes Risiko besteht.
Immer wieder kommen aktuell neue Ideen und Angebote hinzu. In der Koordinierungsstelle plant man, diese in Kürze auf der Internetseite der Stadt Lippstadt gebündelt zur Verfügung zu stellen, um sie auch tagesaktuell anpassen zu können, wenn neue Angebote hinzukommen. Dass in dieser Zeit noch weitere Projekte und kreative Ansätze geboren werden, davon ist Sylvia Helmig überzeugt. Und darum blickt sie auch schon auf die Zeit nach Corona: „Wenn wir diese Krise gemeistert haben, freue ich mich darauf, mit den vielen Engagierten zusammenzukommen und gemeinsam auf die vielen Ideen und Projekte zu gucken, die jetzt entstehen und zu überlegen, wie diese weitergeführt, weiterentwickelt oder neu angestoßen werden können.“
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Und so funktioniert die Organisation über die Koordinierungsstelle:
Sowohl Bürger, die Hilfe bei der Versorgung mit den Dingen des täglichen Lebens benötigen, als auch Personen, die ihre Zeit im Rahmen der unentgeltlichen Nachbarschaftshilfe für unterstützungsbedürftige Personen bereitstellen möchten, können sich an die Stadtverwaltung wenden.
Das Team der Koordinationsstelle ist jeweils montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie zusätzlich donnerstags zwischen 14.30 und 17.30 Uhr unter folgenden Rufnummern erreichbar: 02941/ 980-681, 980-682 oder 980-708. Die Vermittlung erfolgt ausschließlich telefonisch, um eine Ansteckung zu vermeiden und die Hilfen kurzfristig und unbürokratisch umzusetzen. Die Helfer müssen lediglich vor dem ersten Kontakt eine Kopie ihres Personalausweises bei der Verwaltung hinterlegen.
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